25 Jahre Fußball im FVV – unser Sport des Monats

(ub) Im Fußball hat sich in den letzten Jahren einiges getan, aber der Sport gilt sicher immer noch nicht als Vorzeigesportart in Sachen Respekt gegenüber queeren Menschen. Schließlich haben es junge Schwule und Lesben in ihrem Liga-Verein noch oft sehr schwer. Und so kann es eigentlich nicht überraschen, dass Fussball im FVV auf eine lange Geschichte zurückblickt, denn wir kicken genauso leidenschaftlich gern wie alle anderen auch.

Gestartet wurde im Sommer 1993 als lockerer Sonntagstreff im Grüneburgpark. Es dauerte nicht lange bis aus der losen Gruppe dann eine Abteilung wurde – im September 1994 startete das reguläre Training in der Sporthalle im Nordwest-Zentrum. Der „Muskelkater“, die längst verschwundene Vereinszeitschrift, zeigte sich aber schon erstaunt, dass die Truppe bereits im Oktober bei der schwulen Fußball-EM in Hamburg ganz überraschend den fünften Platz belegte, mit einem Frankfurter/Münchner Gemeinschaftsteam.

Heute würde man es wahrscheinlich so nicht mehr schreiben, aber damals forderte der Muskelkater die „Mädels“ auf: „Ran ans Leder,“ wer mitkicken oder sich nur mal „richtige Kerls“ angucken wolle, möge doch beim Training vorbeischauen. Und die „Kerle“ kommen immer noch. Turniererfolge stehen zwar nicht im Mittelpunkt, das ist der Spaß am Spiel und an der Gemeinschaft, aber im Corona-bedingten einzigen queeren Turnier 2021 in Stuttgart haben die Frankfurter den ersten Platz belegt.

Vor kurzem wurde die Abteilung für 25 Jahre Mitgliedschaft im Hessischen Fußball Verband ausgezeichnet. Als Dankeschön für die lange Treue erhielt die Abteilung einen Gutschein über eine C-Trainerausbildung. Dafür ausgeguckt ist Matthias. Einer der Heteros im FVV-Fußball. Er kam eher zufällig dazu, auf der Suche nach einem Verein, in dem er entspannt kicken konnte und erfuhr erst beim Training, was es so mit Verein und Mitspielern auf sich hatte. Er ist geblieben: Ob schwul oder nicht, kein Thema für ihn.

Auch der FVV ist tolerant. Ob stark oder schwach, Semiprofi oder Anfänger, selbst zwei linke Füße, jeder sei willkommen, sagt Fußball-Abteilungsleiter Nicklas. Er ist bereits C-Trainer, spielte schon mit vier Jahren und war lange sehr ehrgeizig. Das schwule Element steht für ihn beim FVV nicht im Vordergrund. Er sagt, dass er sich früher in seiner Liga-Mannschaft zwar nie outete, aber viele hätten es gewusst und sich nicht daran gestört. Zum FVV kam Nicklas mit dem jobbedingten Umzug nach Frankfurt. Hier hat er gefunden, was er gesucht hat – entspannt spielen wie er will. Turniere ja, aber er spricht von Spaßturnieren. Erfolge seien super, dann könne man noch mehr feiern, aber es gehe um die Gemeinschaft.

Flo, seit 10 Jahren beim FVV, ist ein bisschen ehrgeiziger. Man merkt, es könnte für ihn auch eine Nummer schneller gehen auf dem Platz, aber auch er schätzt das Gesamtpaket: Sport, Spaß und dass man den privaten Hintergrund nicht verheimlichen müsse.

Wenn man als fußballerischer Laie das Training im Goethe-Gymnasium erlebt, geht es dem Zuschauer eigentlich schnell genug. In der Halle wird scharf geschossen, die Seitenwände gehören zum Spiel und die Augen können dem schnellen Ball kaum folgen. Im Winter wird in der Halle gespielt, im Sommer dann draußen auf dem Platz „ordentlich“ trainiert, das heißt, auch an Technik und Fitness gearbeitet.

Dietrich ist seit rund 20 Jahren im FVV dabei. Mit acht Jahren spielte er schon im Normalo-Verein. Aber im FVV startete er zunächst im Volleyball und beim Badminton. Zum Fußball kehrte er hier zurück – und blieb. Dietrich sorgte mit dafür, dass Fußall im FVV wieder auferstanden ist, als zwischendurch mal die Luft ausging und die Mannschaft sich auflöste. Mit Werbung in den damals neuen Gay-Dating-Onlineportalen sowie Flyern, die sie im Schwejk und Luckys verteilten. Neue, junge Leute seien damals dazu gekommen, berichtet er. Ihm ist wichtig, dass es eine offene Truppe sei und bleibe, das helfe aus der eigenen, oft berufsbedingten Blase heraus.

Der FVV heißt alle willkommen. Auch die Fußballer leben das. Salopp gesagt, für sie dauert ein Spiel mehr als neunzig Minuten. Und das ist gut so …

Wer Interesse hat einmal vorbeizuschauen findet alle Infos zur Abteilung hier und Bilder von der Gutschein-Übergabe in unserer Galerie.