Von einem, der es schaffte, alle XMAS Wettbewerbe zu besuchen

(UB) Müde, aber glücklich wirkten die Sportler*innen am Sonntag beim abschließenden Brunch. Doch einigen merkte man auch die Strapazen der vergangenen Stunden an. Ob es nun das Turnier selbst war mit den unzähligen Matches, Laufkilometern oder Bahnen im Becken, oder ob es die ausgelassene Party danach war, die (nach Erzählungen) bis in die frühen Morgenstunden ging, man wusste es nicht genau.

Über 1.000 queere Athlet*innen aus über 20 Ländern waren nach Frankfurt gekommen und wer dabei war, hat ein großartiges Wochenende erlebt. 2020 war das Turnier der Pandemie zum Opfer gefallen. 2021 gingen immerhin vier Sparten an den Start: Badminton, der RainbowRun, Squash und Volleyball. Was angesichts der Corona-Entwicklung ein riesiger Kraftakt war, stellte sich im Nachhinein als großer Erfolg dar. Und nun endlich wieder das volle Programm: Acht Sportarten – Badminton, Bowling, der RainbowRun, Sportschießen, Schwimmen, Squash, Tanzen und Volleyball.

Schilderungen von den Wettbewerben müssen zwangsläufig zu kurz greifen, denn sie könnten mit dem Schauspiel vor Ort nicht mithalten. Die Galerie gibt einen Eindruck von der Begeisterung der Teilnehmenden: Wie sich zwei junge Damen beim Tanzturnier in das B- Finale hoch tanzten, wie beim Volleyball nach jedem siegreichen Punkt abgeklatscht wurde, wie konzentriert mit großen Waffen auf kleine Zielscheiben geschossen wurde, wie im Wasser hart um den Vorsprung gekämpft wurde, wie weiße Federbälle auf Speed gesetzt und schwarze Squashbälle mit großer Wonne auf Geschwindigkeit gebracht wurden, wie der Zuschauer beim Aufwärmen der Rainbow Runners außer Atem geriet und die Erkenntnis, wie glücklich eine Bowlingkugel im richtigen Team sein kann. Nicht zuletzt: Wie sehr die Freude der Volunteers, die alle mit Brötchen, selbst gemachten Salaten, Würstchen und literweise Kaffee oder Wasser versorgten, beeindruckte und berührte.

Beim abschließenden Brunch griff der Frankfurter Stadtrat und für den Sport zuständige Dezernent und XMAS Turnier Schirmherr Mike Josef „die lange Nacht“ in seiner Rede an die Sportler*innen und Sportler dann auch schmunzelnd auf. Er hatte zuvor am Tisch offenbar gut zugehört. Josef, der im kommenden Jahr für die SPD für das Frankfurter Oberbürgermeister-Amt kandidiert, war es aber vor allem wichtig, dem FVV und seinen Gästen für das Engagement zu danken und zu betonen, dass die Stadt Frankfurt auch in Zukunft die Veranstaltung unterstützen werde.

Matthias, der für den Vorstand die Teilnehmenden begrüßte, sagte, es sei eins der größten Turniere in der Vereinsgeschichte gewesen. Mit weit über 1.000 Sportler*innen und Sportlern komme der ehrenamtlich arbeitende FVV allerdings auch an seine Grenzen. Matthias dankte den vielen Sponsoren, allen Unterstützern und den mehr als 200 Helfenden, die mit ihrem Einsatz das Turnier erst möglich gemacht hatten.

Er warnte aber auch davor, sich von „unserer glücklichen Blase blenden zu lassen.“ Wir sollten höchst alarmiert sein. Viele von uns seien noch vor nicht allzu langer Zeit davon überzeugt gewesen, dass die volle Akzeptanz queeren Lebens nur eine Frage der Zeit sei. „Aber in vielen Ländern der Welt gibt es keine Fortschritte in der Akzeptanz, selbst in alten Demokratien wie den USA gibt es gefährliche rückwärts-gewandte Bewegungen.“ Und sogar in einigen Ländern im Herzen Europas gehe es wieder in die falsche Richtung. „Wir sind entsetzt darüber, dass Regierungen hier Gesetze einbringen, die die Anerkennung queeren Lebens wieder zurückdrehen und die mutig erkämpfte Gleichberechtigung aufheben wollen,“ sagte Matthias. „Mehr denn je sind wir alle aufgefordert, klar Stellung zu beziehen und für die Rechte queerer Menschen einzutreten!“. Das XMAS Turnier ist eben mehr als Sport! Und das ist auch gut so!

Uli Barths, FVV-Redaktionsteam