Akrobatik im FVV – von der Interessengemeinschaft zur Abteilung

(UB) Es war ein glücklicher Zufall, dass Dieter Becker auf den FVV traf. Dieter, Profi-Akrobat und seit 1994 international tätig als Acrobatics-Teacher und Workshopleiter, suchte einen Kooperationspartner und Hallenkapazitäten, um Akrobatik neuen Interessent*innen in einem entspannten Rahmen, kostengünstig und leicht zugänglich zu machen. Der FVV wiederum ist stets daran interessiert, sein Programm mit spannenden, neuen Angeboten zu erweitern.

Und so wurde Akrobatik Anfang 2022 als Interessengemeinschaft im FVV gegründet und fand schnell neue Freundinnen und Freunde. Bereits nach einem Jahr platzte der erste Termin aus allen Nähten und ein zweiter musste her. Aufgrund des Zuspruches und der Zahl der Neumitglieder ist Akrobatik nun auch offiziell im FVV eine „Abteilung“ geworden. Dieter fungiert als Abteilungsleiter und David und Dawid als seine Stellvertreter.

Im FVV wird eine spielerisch-sportliche Form der Akrobatik angeboten, bei der es darum geht, mit Geschick, Technik und Körpergefühl außergewöhnliche und visuell beeindruckende Figuren zu erarbeiten. Dazu werden im Training partnerakrobatische Techniken vermittelt, Bewegungsabläufe, sogenannte Flows, einstudiert und gemeinsam an neuen Übungen gearbeitet.

Im Gegensatz zu anderen FVV-Trainings, laufen beim „Freizeit Jam“ die Leute peu à peu ein. Man nimmt sich eine Matte, wärmt sich auf, unterhält sich mit den anderen und beginnt dann mit den Übungen. Es wird gestützt und abgesichert, Figuren werden gebildet, auch zu mehreren. Beeindruckend.

Denn das wirklich Herausfordernde an der Akrobatik ist, dass das Gelingen nicht alleine von der eigenen Stärke oder Geschicklichkeit abhängt, sondern vom erfolgreichen Zusammenspiel aller Beteiligten. Deshalb ist der Austausch, das Begrüßen, Kennenlernen und das Miteinander auch so wichtig. Eine Figur zu „bauen“ funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig vertraut und blind aufeinander verlassen kann. Akrobatik schult also nicht nur Motorik, Kraft und Beweglichkeit, sondern verlangt auch besondere Fähigkeiten im Hinblick auf Konzentrationsfähigkeit, Willensstärke, Mut und mentaler Fitness.

David sagt, „es ist sehr wichtig, sich aufzuwärmen, gerade die Schultern, generell an der Mobilität zu arbeiten. Wir haben mit hohen Gewichten zu tun, weil wir eben Menschen heben.“ David ist ein athletischer, muskulöser Typ, darf aber auch mal oben Figuren machen. Bei Leuten, die genauso viel wiegen, sagt er schmunzelnd. Aber die Rollen sind fließend. Johanna ist vor allem unten. „Normalerweise arbeitet ein Mann als Basis, die Frau ist oben, aber diese klassische Rollenverteilung wird immer stärker aufgebrochen, so dass immer mehr Frauen anfangen zu basen.“

Drei Rollen haben sich über die Jahre bei der Akrobatik herausgebildet: Base, Flyer und Spotter. Als Base bezeichnet man die Person, die liegend, sitzend oder stehend eine oder mehrere Personen trägt. Flyer ist jemand, der auf den Händen, den Beinen oder den Schultern von der Base getragen wird. Die Spotter wiederum sorgen dafür, dass die Figuren stabil sind und sich niemand verletzt.

Ziel sei, sagt Johanna, Figuren hinzubekommen. Aber Akrobatik sei so vielfältig, es gebe Basics, verschiedene Stile, Figuren im Liegen, im Stehen, manche davon mit vielen Menschen, und welche, wie einen Handstand, die man alleine mache. „Ehrgeiz in der Akrobatik ist, wenn man den klassischen Handstand kann, will man sich gleich den einarmigen erarbeiten. Wenn man den „hand-to-hand“ mit Partner kann (eine Person steht und hält die andere Person in den Händen und die macht einen Handstand) dann möchte man das auch noch auf dem „langen Arm“ stemmen können. „Es gibt kein Ende für uns.“

Akrobatik ist phänomenal, im wahrsten Sinne des Wortes: Wechsel von tiefster Entspannung zu maximaler Konzentration, von einer Sekunde auf die andere. Beeindruckend die Momente, in denen ein Paar eine Figur wie nebenbei entstehen lässt. In der Figur: Präzision, Kraft, Eleganz, Teamarbeit. Eine Millisekunde vor dem Start und nach dem Ende, lockeres Stretchen und Plaudern, als wäre alles ganz easy. 

Und wer kann in die Akrobatik kommen? Dawid sagt, jeder und jede könne Akrobatik machen, egal welche Statur, Gewicht oder Alter man habe. „Man muss etwas Mut, ein wenig Selbstvertrauen mitbringen und bereit sein, an der Körperbeherrschung zu arbeiten.“

David ergänzt: „Wenn ich am Abend nach Hause gehe, bin ich energetisiert, d.h. mir gibt es so viel Energie, mit den Menschen zusammen Sport zu machen. Es ist eine positive Erschöpfung!“ Mit den vielen unterschiedlichen Typen, gebe es ein spannendes Miteinander. Diese Interaktion sei ein wichtiger Grund, warum dieser Sport so viel Spaß mache.

Es gibt wöchentlich zwei Termine. Anfänger sind herzlich willkommen. Ein Trainer kümmert sich Dienstags um sie. Schwellenängste wären verständlich aber überflüssig. Glücksgefühle dagegen wahrscheinlich.

Bilder von Trainingstag gibt es hier und Kontakt zur Akrobatik gibt es hier.